Kindern Mut machen: Caroline Link zu “Finnis Geheimnis”
Kinder stark machen, NEIN zu sagen
Das neue Bilderbuch “Finnis Geheimnis” sensibilisiert vor allem kleine Kinder ab vier Jahren gegenüber körperlichen Übergriffen und macht ihnen Mut, sich Erwachsenen anzuvertrauen. Das Buch gibt Eltern, Erzieher*innen und allen Vorlesenden dabei auch Informationen zum Thema Kindesmissbrauch an die Hand. Wir sprachen mit der Autorin Caroline Link über ihr wichtiges Buch zu einem Tabuthema.
Interview mit der Autorin und Regisseurin Caroline Link

Liebe Frau Link, Sie engagieren sich seit Jahren für Kinder, u. a. bei Children for a better world und der Stiftung Kindergesundheit. Sind Sie durch diese Arbeit auf die Idee gekommen, sich dem ebenso wichtigen wie schwierigen Thema Kindermissbrauch zu widmen?
Umgekehrt. Ich habe mich Kindern schon immer verbunden gefühlt. Und durch meine Arbeit als Filmregisseurin ist diese Verbundenheit eher noch gewachsen. Deshalb habe ich mich in verschiedenen Kinderhilfsorganisationen engagiert, die, wie ich finde, einen besonders guten Job machen. Im letzten Jahr habe ich einen TV-Spot gedreht für das Hilfetelefon des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung. Dadurch kam ich mit diesem unerfreulichen Thema in Kontakt. Es ist für mich schwer zu ertragen, zu wissen, dass sehr viele Kinder in unserer Gesellschaft betroffen sind.
Auch viele Ihrer Filme erzählen aus der Sicht von Kindern oder Jugendlichen, zum Beispiel “Nirgendwo in Afrika”, “Pünktchen und Anton” oder “Als Hitler das rosa Kaninchen stahl”. Warum haben Sie sich diesmal für das Format Bilderbuch entschieden?
In den Gesprächen mit Expert*innen habe ich gelernt, dass es nicht in erster Linie darum geht, Kinder dazu zu ermutigen, sich zu wehren, das bleibt meistens sowieso erfolglos, sondern, dass es darum geht, sie dazu zu bringen, sich einer Person ihrer Wahl anzuvertrauen. Ich habe mich oft gefragt, warum die Täter nicht größere Angst davor haben, belangt zu werden. Warum schweigen die Kinder? Mit unserem Bilderbuch versuchen wir, bereits den Kleinsten Mut zu machen, zu sprechen!
Was haben Sie bei der Auseinandersetzung damit Neues erfahren?
Das Ausmaß hat mich schockiert. Ich wusste es gibt Menschen mit pädophilen Neigungen. Ich wusste, es gibt im Netz eine Nachfrage nach Bildern und Videos, die sexuelle Gewalt an Kindern zeigen. Dass aber statistisch gesehen in jedem Klassenzimmer ein bis zwei Kinder sitzen, die sexuelle Gewalt erfahren, wusste ich nicht.
Was wünschen Sie sich für “Finnis Geheimnis”?
Ich erhoffe mir, dass Kinder lernen, dass es nichts gibt, worüber man nicht sprechen darf. Wenn das mit den eigenen Eltern nicht geht, dann gibt es hoffentlich erwachsene Menschen im Umfeld, im Kindergarten, in der Schule oder in der Familie, die helfen können. Niemals dürfen wir Kinder alleine lassen mit diesen furchtbaren Erlebnissen. Es darf nicht sein, dass wir als Gemeinschaft nicht hinsehen.
Im Buch ist es die gute Frau Eule, der der kleine Fuchs Finni sein beklemmendes Geheimnis schließlich anvertraut. Ich wünsche allen betroffenen Kindern von ganzem Herzen eine solche Frau Eule in ihrem Leben, einen Menschen zu dem sie Vertrauen haben können und der sie, wenn’s drauf ankommt, nicht im Stich lässt.
Mehr zu “Finnis Geheimnis”
Finni, der kleine Fuchs, liebt es, im Waldkindergarten zu spielen. Aber noch lieber mag er es, wenn er zusammen mit Onkel Wolfgang, dem Freund seiner Eltern, das Baumhaus hinter dem Fuchsbau bauen kann. Onkel Wolfgang ist richtig lustig und Finni darf bei allem mithelfen – das macht Spaß! Aber heute ist alles anders: Wolfgang verhält sich plötzlich so seltsam. Er schleicht um Finni herum und will ihn immerzu anfassen. Finni mag das überhaupt nicht und sagt ihm das auch. Aber Onkel Wolfgang spricht von einem Geheimnis, das sie jetzt haben und das Finni nicht verraten darf, weil sie sonst das Baumhaus nicht weiterbauen.
Der kleine Fuchs möchte kein Geheimnis haben und obwohl er immer trauriger und ängstlicher wird, wagt er es nicht, sich seinen Eltern anzuvertrauen.
Aber im Waldkindergarten ist ja noch die liebe und aufmerksame Frau Eule. Sie erklärt Finni, dass man Geheimnisse, die im Bauch piksen und wehtun, nicht für sich behalten muss. Und als Finni es schafft, sich zu öffnen und anzuvertrauen, kann Onkel Wolfgang endlich aus seinem Leben verschwinden.
Leseprobe aus “Finnis Geheimnis”
Hier könnt ihr einen Blick in das liebevoll und detailliert gestaltete Bilderbuch werfen:
Das sagt die Family-BLoggerin
Alu von “Grossekoepfe” stellt das Buch in ihrem Blog vor und schreibt: “Das Anliegen, Kinder zu stärken und nicht zu schweigen, sich nicht einschüchtern zu lassen und NEIN zu sagen, ist ein sehr wichtiges. Überdies ist das Buch gut illustriert und kann Kindern ab vier Jahren vorgelesen werden. Es enthält am Ende Tipps und Hinweise für erwachsene Bezugspersonen und sensibilisiert nicht nur Kinder behutsam, sondern unterstützt auch Eltern und Erzieher, mit diesem Thema umzugehen.” – Hier findet ihr die ganze Rezension und weitere Buchtipps.
Details zum Buch

Finnis Geheimnis. Kinder stark machen, NEIN zu sagen!
Caroline Link, SaBine Büchner
Edel Kids Books
ISBN 978-3-96129-200-4
ab 4 Jahre
€ 14,99 (D)/€ 15,50 (A)